Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
25. November 2013

Teil 18: 75. Geburtstag und Übernahme durch die Hüls AG

Der deutsche Energiestaatskonzern, die Vereinigte Elektrizitäts- und Bergbau AG (VEBA), übernahm 1988 die Kunststoff- und Chemieaktivitäten der Dynamit Nobel AG (DN). Noch im selben Jahr brachte die VEBA die erworbenen Chemieanteile der DN in ihre Marler Tochtergesellschaft, die Hüls AG, ein. Dadurch gelangte das Werk in Lülsdorf und die dazugehörende Wohnkolonie in den Besitz der Hüls AG, die als Aufgabe hatte, die gesamten Chemieaktivitäten der VEBA zu bündeln und neu zu strukturieren. Als das Werk am 28. August 1988 seinen 75. Geburtstag mit dem zweiten „Tag der offenen Tür“ feierte, erklärte man den Besuchern auch den neuen Namen des Werks: Hüls Troisdorf AG (HTAG), Werk Lülsdorf, ein Tochterunternehmen der Hüls AG.
Dieser änderte sich aber schon ein Jahr später, denn die Hüls Troisdorf AG wurde aufgespalten: Lülsdorf wurde als Außenwerk direkt in die Hüls AG integriert, während die HTAG weiterhin im Kunststoffbereich tätig blieb. Das frisch umbenannte Werk Lülsdorf war somit eingebunden in den Rohstoff- und Erzeugnisverbund des gesamten Hüls-Konzerns. Der Wohnungsbestand der Kolonie kam in den Besitz der VEBA-Wohnstätten AG, Bochum.
1990 wurde der alte Greifer-Drehkran, der für die Schiffstransporte von Kali-und Natronsalz eingesetzt wurde, nach 40 arbeitsreichen Jahren in Rente geschickt. Wind, Wetter und aggressive Salze hatten ihm derart zugesetzt, dass er aufgrund der zahlreichen Reparaturen immer unrentabler wurde. Er wurde durch einen hochmodernen Portal-Wippdrehkran mit einer größeren Verladekapazität ersetzt. Geliefert und errichtet wurde der neue Kran von einer in der damals noch existenten DDR ansässigen Firma. Getauft wurde er auf den Namen „Heinrich“, zu Ehren des für Technik verantwortlichen Hüls AG Vorstandsmitglieds Dr. Heinrich Teitge.

Beben und Flut


Zu Beginn der 1990er Jahre setzte die Natur dem Werk Lülsdorf zu: Im April 1990 erschütterte ein nächtliches Erdbeben das Rheinland. Auf der Richterskala erreichte es einen Wert von 5,8 und war damit das heftigste Beben, das je in der Gegend registriert wurde. Glücklicherweise entstanden im Werk selbst keine Schäden. Drei Jahre später bedrohte das Rhein-Hochwasser den Standort. Obwohl die Lage des Werks als „hochwasserfrei“ eingestuft wurde, bildete man vorsorglich einen Krisenstab. Der Deich, zwischen dem Werk und der Burg Lülsdorf gelegen, drohte unter den Wassermassen zu brechen. Dies musste mit allen technischen Mitteln verhindert werden, da der Bruch des Deichs die unmittelbare Überflutung des Werks zur Folge gehabt hätte. Der Deich hielt der enormen Belastung jedoch stand, der Krisenstab musste nicht aktiv werden. Das Kasino, errichtet als Holzbaracke, war jahrzehntelang der Mittelpunkt des sozialen Lebens im Werk gewesen. Der Zahn der Zeit verschonte aber auch dieses historische Gebäude nicht. 1992 – im Dienstalter von 75 Jahren – wurde das „Alte Kasino“ am Rhein abgerissen. Unter der Regie der Hüls AG wurde ein geräumigeres und ansprechenderes „Neues Kasino“ geplant und erbaut. Mit dem neuen Kasino erhielt das Werk neben einer modernen Küche auch die Möglichkeit, öffentliche Veranstaltungen zu organisieren. Besucher des Neuen Kasinos konnten die Räumlichkeiten nun direkt über einen Außenzugang betreten.

Das Weihnachtshochwasser des Rheins 1993


Pünktlich zu Weihnachten erreichte die Hochwasserwelle des Rheins die Städte Bonn und Köln. In Bonn überstieg das Hochwasser den Pegel von mehr als zehn Metern. In Köln wurde die Hochwasserschutzwand der Altstadt sechs Tage lang überflutet. Es hatte in den Wochen zuvor sehr stark geregnet. In einigen Rheingebieten, wie etwa Cochem, wurde der höchste Wasserpegel des Jahrhunderts erreicht.

Von der Dynamit Nobel zur Evonik Industries


Das Staatsunternehmen Vereinigte Elektrizitäts- und Bergbau AG (VEBA) übernahm 1988 den Kunststoff- und Chemiesektor der Dynamit Nobel AG und damit auch das Werk Lülsdorf. Die VEBA gliederte Lülsdorf ein Jahr später in die seit 1938 bestehende Hüls AG ein. Das Marler Unternehmen Hüls war zu dieser Zeit der Chemiezweig des VEBA-Konzerns. 1998 übertrug VEBA ihre Anteile an einem weiteren Chemieunternehmen, der 1873 gegründeten Degussa AG aus Frankfurt, auf Hüls und bildete daraus die Degussa-Hüls AG, Düsseldorf. Im Zuge der Verschmelzung der VEBA mit einem zweiten großen Staatsbetrieb, der Vereinigte Industrieunternehmungen AG (VIAG), zur E.ON AG in 2001 wurde Degussa-Hüls erneut umfirmiert, diesmal in Degussa AG, Düsseldorf. Diese Degussa war letztlich die Keimzeile des heutigen Spezialchemieunternehmens Evonik Industries AG in Essen, die 2007 gegründet wurde und der das Werk Lülsdorf zugehört.