Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
12. September 2013

Teil 14: Das Ende der Feldmühle

Das Jahr 1967 war von großer Bedeutung für Lülsdorf:
Die Dynamit Nobel AG beschloss die Errichtung einer Dimethyltherephtalat (DMT)-Anlage. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren die günstige Verkehrslage am Rhein, die direkte Verbindung zur Petrochemie sowie der große Landbesitz. Mit einer Jahresproduktion von 60.000 Tonnen stieg DMT, ein Vorprodukt für Polyesterfasern, in Lülsdorf schnell an die Spitze aller erzeugten Einzelprodukte. Schließlich benötigte das Werk eine mechanisch-biologische Kläranlage, denn mit der Ausweitung der Produktion organischer Stoffe stieg auch die Belastung des Werkabwassers. Die neue Kläranlage reinigte nun aber nicht nur die Abwässer der Produktion, sondern auch das gesamte Fäkalabwasser. Einhergehend mit der Planung zur Errichtung der DMTAnlage und aufgrund des hohen Brandpotentials durch die Chlorkohlenwasserstoff-Betriebe gründete sich in diesem Jahr eine Berufsfeuerwehr, die noch im selben Jahr als Werksfeuerwehr anerkannt wurde. Bereits 1964 wurde zwar von der Existenz einer Werkfeuerwehr berichtet, die wohl 1940 ins Leben gerufen worden war, hierbei handelte es sich allerdings um eine freiwillige Feuerwehr. Zu Beginn des Jahres 1968 ging das seit 1962 gepachtete Werk Lülsdorf gänzlich in den Besitz der Dynamit Nobel AG über. Damit war auch das Ende der Feldmühle besiegelt, denn durch die Übernahme verschwand der Beiname des Werks offiziell. Das Werk trug nun den Namen „Dynamit Nobel AG, Werk Lülsdorf“. Während des Baus der ersten DMT-Anlage wurden auf dem unmittelbar angrenzenden Gelände in der Burgstraße mehrere Wohnhäuser errichtet.
Dieses Vorhaben wurde aber schon bald wieder gestoppt, denn der notwendige Sicherheitsabstand war nicht gegeben. So verlegte man den Bau der Wohnhäuser in die Bodelschwinghstraße, zeitgleich erweiterte das Werk seine Grenzen bis hin zur Burgstraße, indem es die ehemalige Kleingärtnerei Klein und den
Neuenhof käuflich erwarb.

 

Neue Erzeugnisse

Durch eine neu installierte Kippofen-Anlage wurde der Bereich der Elektroschmelzbetriebe modernisiert.

Lülsdorf stieg nun aufgrund der erhöhten Gesamtkapazität der Schmelz-Anlagen an die erste Stelle der europäischen Erzeuger. Eine Palette vielfältiger neuer Erzeugnisse begleitete dieses Produktionswachstum: Elektromagnesia, -spinell und -zirkon spielten hierbei eine zentrale Rolle. Elektromagnesia findet Anwendung in elektrischen Wärmeerzeugern wie Bügeleisen, Grillstäben und Durchlauferhitzern. Elektrozirkon dient als Trübungsmittel in Glasuren, als Gleitringe in Wasserarmaturen und in Webereien zur Fadenführung. Zur Auskleidung von Drehrohöfen, von Pfannen in der Stahlindustrie und von Induktionsöfen wird Elektrospinell verwendet. Der Umweltschutz und die Wirtschaftlichkeit im Korund-Bereich erhielten durch die Installation von Taschenfiltern besondere Aufmerksamkeit. Diese Filter reduzierten die Staubemissionen erheblich. Außerdem konnten die gefilterten Normalkorund-, Halbedelkorund- und Zirkonkorund- Stäube wieder in die Produktion eingegliedert werden. Auch die bis dahin sehr staubintensive Chargenaufbereitung wurde mit derartigen Filtern ausgestattet. Durch den neuerlichen Aufschwung hatte das Werk einmal mehr mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Türkische Gastarbeiter konnten dieses Defizit aber recht schnell ausgleichen.

 

Das Kunststoff Museum Troisdorf

Die Geschichte der Dynamit Nobel AG ist im Kunststoff Museum Troisdorf in der Gesamtheit nachzuvollziehen. Zu sehen gibt es verschiedene dokumentierte Entwicklungsreihen und Produktbeispiele. Die Sammlung der Exponate ist im Museum für Stadt- und Industriegeschichte in der Burg Wissem in Troisdorf zu sehen. Auf der Internetseite des Museums ist auch ein virtueller Rundgang verfügbar.

Mehr Informationen unter:
http://www.kunststoff-museum.de