Standort Marl
15. Oktober 2014

Familienzuwachs durch Knochenmarkspende

Marl, 15. Oktober 2014. Die Stammzellen des 26-jährigen Mathias Arens sind heiß begehrt. Bereits zwei an Leukämie erkrankte Menschen bekamen sie transplantiert. 2008 war es die heute 55-jährige Jacky Roe aus Hazelton in Kanada, der er damit das Leben rettete. Seit 2010 stehen die beiden nun in Kontakt.

„Mathias ist heute wie Familie für mich“, sagt Jacky Roe, Mutter eines 33-jährigen Sohnes und einer 31-jährige Tochter.

Da ihre Elternaus England stammen, vermuten sie und Mathias Arens sogar eine weit entfernte Verwandtschaft. Immerhin war er mit seinem Blut ihr "perfect match“.

Nachdem Jacky Roe bereits im Jahr 2001 an Brustkrebs erkrankte, erhielt sie am 30. November 2007, dem Geburtstag ihrer Tochter, die Diagnose Leukämie. Es ging ihr sehr schlecht, so dass die Ärzte nicht damit rechneten, dass sie es schafft. Drei Chemotherapien halfen, die Zeit zu überbrücken, bis sie am 3. April 2008, dem Geburtstag ihres Ehemanns Terry, die lebensrettenden Transplantation erhielt.

Außer dass ihr Blut nun, genauso wie das von Mathias Arens, bei Mücken sehr beliebt ist, hat sie heute keine Beschwerden mehr und genießt das Leben. „Ich mache, worauf ich Lust habe“, sagt sie. „Es ist Zeit, mit der ich nicht gerechnet habe, dass ich sie bekomme.“ Besonders dankbar ist sie, weil sie ohne die Stammzellentransplantation drei ihrer fünf Enkelkinder nicht kennengelernt hätte.

Jacky Roe konnte es deshalb kaum erwarten, sich nach der zweijährigen Kontaktsperre bei ihrem Spender persönlich zu bedanken.

Die anfängliche Unsicherheit auf beiden Seiten war schnell verflogen als sie auf den Fotos, die sie per Mail austauschten, das gemeinsame Hobby Angeln entdeckten. Für Mathias Arens stand bereits da fest: „Da fahre ich mal hin, wenn es sich ergibt.“

Und so kam es dann auch. Im Juli 2011 besuchte er Jacky und Terry Roe im kanadischen Hazelton. In dem dreiwöchigen Abenteuerurlaub standen Camping, Rafting, Quad fahren und natürlich Angeln auf dem Programm. „Ich hatte ein Dauer-Grinsen auf dem Gesicht“, erinnert sich Mathias Arens.

Kein Wunder also, dass er diese Reise ein Jahr später mit seinem Kumpel Carsten Knüvener wiederholte.

Zu Besuch in Deutschland

Nun revanchierte sich Mathias Arens für die Gastfreundschaft und lud zum Gegenbesuch nach Deutschland. Innerhalb von zweieinhalb Wochen zeigte der Dülmener seinen Gästen die Wildpferde im Merfelder Bruch, ging mit ihnen Tontaubenschießen, besuchte die Hansestadt Hamburg, ein BVB-Spiel und die Cannstatter Wasen, wofür auch die Kanadier zuvor in Köln mit Trachten ausgestattet wurden. Außerdem gab es eine Führung durch den Chemiepark Marl, wo Mathias Arens als Ausbilder für Verfahrenstechnik bei den Evonik Site Services tätig ist. Im Chemiepark arbeiten mehr Menschen als in Hazelton wohnen. „Es ist ganz anders hier als bei uns“, so Jacky Roe. „Hier ist es flach und es gibt so viele Menschen.“ Trotzdem ist sie positiv überrascht: „Wir hätten es uns nicht so grün vorgestellt.“

Und noch etwas beeindruckte sie: Zeitgleich zu ihrem Besuch fand bei der Jugend- und Auszubildendenversammlung eine Typisierung statt, bei der sich 260 junge Leute in die Datenbank der DKMS aufnehmen ließen. „Ich bin sehr dankbar, dass es hier solche Aktionen gibt. In Kanada gibt es nicht so viele Spender.“ Um noch mehr auf das Thema aufmerksam zu machen, stellten sich 240 Azubis der Ice Bucket Challenge. Sie überschütteten sich mit Eiswasser und sammelten Spenden für die DKMS.

„Es ist gut, dass sich hier so viele Menschen typisieren lassen“, findet auch Mathias Arens. „Leben zu retten macht Spaß, wie man an uns beiden sieht. Man muss einfach den Mut haben und spenden.“