Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
17. Juni 2013

Teil 9: Die Auswirkungen der Währungsreform

Der Wiederaufbau des Werks in Lülsdorf nach Ende des Zweiten Weltkriegs war abgeschlossen (Teil 8 unserer Serie). Die von den westlichen Siegermächten beschlossene Währungsreform war ein wahrer Segen für die deutsche Wirtschaft. Der Aufschwung wirkte sich auch positiv auf das Werk in Lülsdorf aus. Bereits drei Jahre nach Kriegsende wurde der erste Neubau – eine Salzsäure-Anlage – in Betrieb genommen. Hugo Stinnes jr., Vorsitzender des Aufsichtsrates der Feldmühle AG, förderte die neue Entwicklung des Werks und genehmigte 1950 den Bau einer Pottasche-Anlage auf dem Werksgelände. Pottasche ist ein wesentlicher Rohstoff zur Glaserzeugung. Mit der Inbetriebnahme der Anlage im selben Jahr konnte das Werk den Bedarf an Pottasche für verschiedenste Glassorten decken. Aber nicht nur Glas war gefragt, auch die Nachfrage an anderen Produkten wuchs.In allen Produktionsbereichen wurde deshalb mächtig aufgerüstet. Zur Erweiterung der Produktpalette an Elektroschmelzerzeugnissen errichtete das Werk zunächst einen Versuchsschmelzofen und im Produktionsbetrieb einen Kegelbrecher mit Transportbandanlage sowie vier große Bunker. Hinzu kam auch eine Turm- und Kontrollsiebanlage zur Produktion von Edelkorund. Aus dem Elektrolyse-Bereich waren vor allem Desinfektions- und Trocknungsmittel gefragt. Aber auch die Produktion von Ätzkali lief wieder auf Hochtouren. Für den Standort Lülsdorf war auch der Aufbau eines betriebsunabhängigen Forschungslaboratoriums sehr wichtig. Schon 1951 begannen die Bauarbeiten am Labor und einem zusätzlichen Technikum. Fünfzehn Mitarbeiter beschäftigten sich im Labor hauptsächlich mt der Papierforschung. Stinnes jr. verfolgte in den 50er Jahren darüber hinaus ernsthafte Pläne, eine Raffinerie in Lülsdorf aufzubauen, um die Entwicklung des Werks weitervoranzutreiben. Schließlich verwarf er die Pläne aber, da die Feldmühle AG alleine nicht die notwendigen Mittel bereitstellen konnte.

 

Anschluss an den Rhein 

Der Ausbau des Werks führte dazu, dass größere Produktionsmengen sinnvoll und effizient verladen werden mussten. Gerade im Bereich des Rheinkrans mussten die Gegebenheiten für reibungslose Verlademöglichkeiten verbessert werden. Der ungehinderte Zugang zum Rhein war unerlässlich. Deshalb wurde 1952 eine Ersatzstraße, die Feldmühlestraße, gebaut. Dazu wurden der Gemeinde zwei Wirtschaftswege abgekauft, welche den Zugang zum Rhein behinderten. Seitdem liegt der Haupteingang zum Werk an der Feldmühlestraße. Gleichzeitig wurden zwei Bunker zur Lagerung und Lösung von Natrium- und Kaliumsalz unmittelbar am Rhein gebaut. Durch einen Greifer- Drehkran konnten die Salze so direkt von den Schiffen in die Bunker umgeladen werden. Der Personalbedarf des aufstrebenden Werks stieg durch die ausgeweitete Produktion ebenfalls an. Um diesen befriedigen zu können, setzte der Standort auch auf den Wohnungsbau in der näheren Umgebung. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren in der Werkskolonie lediglich 59 Wohnungen für Werksangehörige verfügbar. Bis Ende 1951 standen für die Beschäftigten schon mehr als 150 Wohnungen bereit und konnten bezogen werden.

Das erste Betriebsverfassungsgesetz

1953 wurde das erste Betriebsverfassungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland verabschiedet. Ein Jahr später fanden auf seiner Grundlage die ersten Wahlen zum Betriebsrat in Lülsdorf statt. Erster Betriebsratsvorsitzender wurde Rudolf Chitil. Das Betriebsverfassungsgesetz führte das Betriebsrätegesetz der Weimarer Republik fort, das 1920 in Kraft getreten war. Das neue Gesetz war jedoch ein wahrer Meilenstein, denn es legte neben der Interessenvertretung der Arbeitnehmer durch den Betriebsrat nunmehr auch die betriebliche Mitbestimmung fest.