Die Hühnerzucht ermöglicht Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben.
Die Hühnerzucht ermöglicht Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben.
Nachhaltigkeitsbericht

Das Leben selbst in die Hand nehmen

Utho Ngathi und Evonik bauen in der ländlichen Dorfregion Macubeni im Osten Südafrikas Hühnerhäuser für je 300 Tiere, die Menschen mit und ohne Behinderung Arbeit und ein Einkommen bieten.

Die Zahl der Menschen mit Behinderung im südlichen Afrika wird auf mehr als 18 Millionen geschätzt – das sind mindestens zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. „Viele sind sich selbst überlassen, besonders in ländlichen Regionen“, sagt Andreas Wörster, Gründer der Hilfsorganisation Utho Ngathi Südliches Afrika e.V. mit Sitz in Siegen und Johannesburg. „Oft sind Menschen mit Behinderung ans Haus gebunden und leben außerhalb der Dorfgemeinschaft. Unser Ziel ist es, sie in das soziale Leben zu integrieren.“ Wörster ist überzeugt: Der Weg dorthin führt über Bildung, die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten und ein ausreichendes Einkommen. Der 51-jährige Deutsche kennt die Realität: Er lebt seit 27 Jahren in Südafrika. Evonik unterstützt die Arbeit seiner Hilfsorganisation seit drei Jahren.

Utho Ngathi hat in Südafrika und Sambia verschiedene Projekte ins Leben gerufen, um Menschen mit Behinderung zu fördern und zu integrieren. Durch Aufklärungskampagnen will der Verein auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen. Zudem organisiert er Hausbesuche, damit sie regelmäßig betreut und versorgt werden, und stellt Rollstühle und Gehhilfen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, am sozialen Leben teilzunehmen.

So stand auch am Anfang des Engagements von Evonik eine Spende von Rollstühlen für Kinder. „Es ist bewegend zu sehen, wie ein Rollstuhl das Leben eines Menschen positiv verändert, weil er Mobilität ermöglicht“, erzählt Heinrich Ruth, der das Geschäft von Evonik mit Futtermittelaminosäuren in Afrika verantwortet. Für Evonik stand bald fest: Die Zusammenarbeit mit Utho Ngathi sollte langfristig sein. Das Unternehmen wollte sich im südlichen Afrika stärker für Menschen mit Behinderung engagieren – und sich auch mit seinen wirtschaftlichen Kompetenzen einbringen. „Um anerkannt zu werden, brauchen Menschen eine sinnvolle Aufgabe in der Gesellschaft“, sagt Ruth.

Mithilfe von Utho Ngathi und Evonik wurden in Macubeni Hühnerhäuser errichtet.
Mithilfe von Utho Ngathi und Evonik wurden in Macubeni Hühnerhäuser errichtet.

Wörster und Ruth fragten sich: Warum verwirklichen wir nicht gemeinsam ein Projekt, um die Bevölkerung auf dem Land besser mit wertvollem Protein zu versorgen und Menschen mit Behinderung stärker zu integrieren? Denn nach wie vor sind viele Menschen im südlichen Afrika schlecht ernährt, weil sie keinen Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln und ausgewogenen Mahlzeiten haben – Fleisch, Fisch oder Eier können sich viele nicht leisten.

Schnell stand der Plan fest: Utho Ngathi und Evonik bauen in der ländlichen Dorfregion Macubeni im Osten Südafrikas Hühnerhäuser für je 300 Tiere, die Menschen mit und ohne Behinderung Arbeit und ein Einkommen bieten. Gleichzeitig verbessert das zusätzliche Fleischangebot die Versorgung der Dorfbewohner.

Im Juli 2016 starteten die Bauarbeiten. Während Mitarbeiter von Evonik in Südafrika und Utho Ngathi in Macubeni den Bau der Hühnerhäuser vorantrieben, stellten Evonik-Kollegen in Deutschland und Südafrika zu deren Finanzierung eine Spendenaktion auf die Beine, durch die mehrere Tausend Euro zusammenkamen. „Außerdem haben wir einen lokalen Tierfutterproduzenten, einen unserer großen Kunden in der Region, ins Boot geholt“, erzählt Ruth. Dieser spendete hochwertiges Futter und schulte die künftigen Hühnerhausbetreiber – von der richtigen Haltung der Tiere bis hin zu Hygiene und Reinigung.

Im August zogen die ersten Küken in die drei Häuser in Macubeni ein. Inzwischen wurden bereits mehrere Generationen von Hühnern aufgezogen und verkauft. In den Hühnerhäusern arbeiten zehn Dorfbewohner – Menschen mit und ohne Behinderung packen gemeinsam an. Vom Gewinn aus dem Verkauf der Hühner zahlt Utho Ngathi ihnen ein kleines Gehalt, und es bleibt noch Geld übrig, um sechs Dorfbewohner zu unterstützen, die bei Menschen mit Behinderung Hausbesuche machen.

„Evonik hat einen großen Stein ins Rollen gebracht“, sagt Wörster. So vernetzte das Employer Branding
von Evonik Studenten der RWTH Aachen vom internationalen Studentennetzwerk Enactus mit
Utho Ngathi. Gemeinsam baute man in einem Dorf in Sambia eine solarbetriebene Fischzuchtanlage auf, die Dorfbewohner mit und ohne Behinderung nun weiterführen. Auch die Hühnerzucht geht weiter.
Im Februar 2017 sind zwei weitere Hühnerhäuser gebaut worden – eines davon für Legehennen. Darüber hinaus hat auch die Evonik Stiftung zugesagt, Utho Ngathi bis zum Jahr 2020 finanziell zu fördern.

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