Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
28. November 2013

Teil 19: Stilllegungen und Investitionen

Nach der Übernahme des Lülsdorfer Werks durch die Hüls AG im Jahr 1989 entschloss sich die Unternehmensführung dazu, einige Produktlinien, die nicht dem Kerngeschäft eines Spezialchemieunternehmens entsprachen, einzustellen. So wurden 1995 sowohl der Natriumaluminat- als auch der Elektroschmelzbetrieb geschlossen. Besonders einschneidend war die Stilllegung des letzteren aufgrund seines großen Produktionsbereichs. 120 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Kündigungen wurden jedoch nicht ausgesprochen. Die Mitarbeiter beider Betriebe wurden entweder in andere Bereiche versetzt oder in den bezahlten Vorruhestand geschickt. Der Standort verabschiedete sich mit dieser sogenannten Produktportfoliobereinigung von dem seit 70 Jahren produziertem Korund, einem Markenzeichen des Standorts. Modernisiert hingegen wurde 1994 die EDC-Anlage für Chlorfolgeprodukte. Durch den Umbau, der mit einem Kostenaufwand von 14 Millionen DM verbunden war, konnte die Anlage verfahrens-, sicherheits- und umwelttechnisch auf den neusten Stand gebracht werden. Zudem wurde die Wirtschaftlichkeit deutlich gesteigert. Ebenfalls umfassend modernisiert wurde zwei Jahre später die Pottasche-Anlage. Nach immerhin 45 Betriebsjahren war insbesondere die Trocknung mit Drehrohröfen veraltet. Sie wurde durch neue Wirbelbett-Trockner ersetzt. Ein neues Filtersystem senkte die Luftemissionen der Pottasche-Anlage außerdem unter die gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerte.

Hohe Investitionen

Die Mitarbeiter des Werks empfanden die Stilllegung des Elektroschmelzbetriebs als herben Rückschlag für die weitere Entwicklung des Industriestandorts. Tatsächlich aber trieben hohe Investitionen vorerst den Ausbau des Standortes gegen Ende der 1990er Jahre weiter voran. Auf dem Weg von der Massenproduktion hin zu Spezialchemikalien stellte der Markt immer höhere Anforderungen an die Flexibilität der Produzenten. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurden in Lülsdorf die Hydrierungs- und Oxidationsbetriebe zu einer „Vielzweckanlage“ zusammengelegt. 1997 wurde mit dem Bau einer Anlage zur Produktion von Carbonsäurederivaten (CSD) begonnen. Bereits nach etwa einem Jahr ging die etwa 150 Millionen DM teure Anlage in den Probebetrieb. Die CSD-Anlage in Troisdorf wurde stillgelegt und alle Arbeitskräfte in Lülsdorf angestellt. Trotz der Kapazitätssteigerung benötigte man keine neuen Mitarbeiter. Parallel zu diesem Projekt wurde an zentraler Stelle eine hochmoderne Gebinde- Abfüllung für brennbare Flüssigkeiten errichtet. Darin werden die Erzeugnisse einiger umliegender Betriebe nahezu vollautomatisch abgefüllt und gekennzeichnet. Neben diesen Investitionen wurde auch die Infrastruktur des gesamten Werks ausgebessert: Straßen wurden frisch asphaltiert, Schienen neu verlegt sowie die Rohrbrücken und die Energieversorgung angepasst.

Zwei Jubiläen für die DMT-Anlage

Nach intensiver Vorarbeit und Schulungen der Mitarbeiter gelang es in dieser Zeit auch, den Standort erstmals nach den Vorgaben der EU-Öko-Audit-Verordnung zu zertifizieren, die bis heute Bestand hat. Externe Sachverständige überprüfen, ob die Umweltpolitik, das Umweltmanagementsystem, die Methodik der Umweltprüfung und die dafür nötigen Maßnahmen eines Unternehmens die Anforderungen der EUVerordnung erfüllen. Dem Trend der Zeit entsprechend wurde die Hüls AG 1998 umorganisiert und erhielt eine Holding-Struktur. Das ist eine Spartenorganisation, bei der unter der Ebene der Obergesellschaft (Holding) die Tochtergesellschaften eigenständig als organisatorische Einheiten tätig sind. Im Zuge dieser Umstellung wurde das Werk Lülsdorf in die neu gegründete Creanova GmbH eingegliedert. Im gleichen Jahr standen für die DMT-Anlage gleich zwei Jubiläen an. Seit 30 Jahren wurde am Standort nun Dimethyltherephtalat als Rohstoff für die Herstellung von Polyesterfasern hergestellt. Zum anderen hatten sie am 10. September die Fünf-Millionen-Grenze an produzierten Tonnen DMT geknackt. Für das leerstehende Gebäude des stillgelegten Elektroschmelzbetriebs fand sich keine neue Verwendung. Wieder einmal rückte der Bagger an, um das Gebäude einzureißen.