Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
20. Februar 2013

Teil 1: Wie alles begann: Unternehmensgründer Hugo Stinnes im Porträt

 Der Standort von Evonik in Lülsdorf feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. So spannend und bewegt wie die Deutsche Geschichte von 1913 bis heute, ist auch die Entwicklung von der Deutsche Wildermann Werke Chemische Fabriken GmbH bis zur Evonik Industries AG. Im Jubiläumsjahr werden wir daher regelmäßig über die Geschichte des Werkes und seine enge Verflechtung mit der Region berichten.

Wie alles begann
Ein wichtiger Wegbereiter des heutigen Standortes von Evonik in Lülsdorf war der Industrielle Hugo Stinnes.

Die Geschichte des Produktionsstandortes Lülsdorf geht auf das Jahr 1912 zurück. Der Chemiker Dr. Meyer Wildermann entwickelte 1910 mit einer speziellen Chlorelektrolysezelle ein Verfahren zur Erzeugung von Kalilauge und Chlorprodukten. Bei seiner Suche nach einem Investor traf Wildermann auf den Industriellen Hugo Stinnes, der sich für dieses Verfahren interessierte. Nach einigen Verhandlungen gründeten Hugo Stinnes und Meyer Wildermann am 7. November 1912 die „Deutsche Wildermann Werke Chemische Fabriken GmbH (DWW)“ mit Sitz in Mülheim an der Ruhr. Die Produktion sollte jedoch an einem anderen Standort erfolgen. Die Wahl fiel auf Lülsdorf, weil der Ort als hochwasserfrei galt, verkehrsgünstig über Schiff und Bahn erreichbar war und in der Nähe zu einigen Braunkohlekraftwerken lag.

Wer war Stinnes?
Doch wer war dieser Hugo Stinnes, der als ein Wegbereiter des Standortes gilt? Der damals 40 Jahre alte Industrielle, Sohn einer wohlhabenden Mühlheimer Unternehmensfamilie, galt als ein hemdsärmeliger „Macher“ seiner Zeit, der sich bereits in jungen Jahren wirtschaftlich auf eigene Beine gestellt hatte und sehr erfolgreich einen internationalen Handelskonzern leitete. Hermann Brinkmeyer, einer seiner Biographen, schreibt: „Er könnte in der Kleidung eines Werkmeisters oder Bergmannes gehen; man würde sich nicht wundern, ihm so auf einer Kohlenzeche zu begegnen. Er ist selber ein wandelndes Stück Kohle ... Seine äußere Erscheinung ist ohne jede Pose … In Kleidung, Gewohnheit und Gehaben ist er ein einfacher Mann.“ Mit Elan stürzte sich Stinnes in den Aufbau des Produktionsstandortes Lülsdorf. Während der Bauzeit ließ er sich fortlaufend über die Baufortschritte informieren oder kam selbst vor Ort, um sich ein Bild zu machen.

War die Produktion in Lülsdorf zunächst erfolgreich angelaufen, stellten der Erste Weltkrieg und dessen Folgen das Werk vor größere finanzielle und organisatorische Probleme. 1920 wurden die Wildermann-Werke aufgelöst und an die ebenfalls von Hugo Stinnes gegründete Koholyt-Aktiengesellschaft angegliedert. Das Werk führte jetzt den Namen „Koholyt AG - Elektrochemische Fabrik Lülsdorf“. Doch im Krisenjahr 1923 hielten die Probleme weiter an.

In dieser Zeit engagierte sich Stinnes – nicht ganz uneigennützig – auch politisch. Beispielweise bekämpfte er mit allen Mitteln die Versuche der Regierung, die grassierende Inflation zu stabilisieren, da er aufgrund der kreditgestützten Finanzierung seiner Unternehmen vom Wertverfall der Reichsmark erheblich profitierte.

Am 10. April 1924 verstarb Stinnes. Der Industrielle hinterließ sieben Kinder, darunter Hugo Stinnes jr., der die Geschäfte des Unternehmenskonsortiums fortan weiterführte.